Forschung
Junges Gemüse aus alten Saaten

Von Brokkoli ´Calabrese über Möhre ´Narome bis Salat ´Tom`: Alte Gemüsesorten erhalten und an das norddeutsche Klima anpassen – das hat sich die Kulturpflanzenentwicklung in der Forschungshalle auf Allmende zur Aufgabe gemacht. Alles für einen besseren Geschmack und bekömmliches Gemüse.

Geschmack entscheidet Seit 2002 züchtet und forscht eine Diplomagraringenieurin auf Allmende – der ideale Standort für sie. Der Demeterhof Gut Wulfsdorf stellt Gemüseäcker für Versuchszwecke zur Verfügung. Das Saatgut wird züchterisch bearbeitet und selektiert, und anschließend werden die Zuchtlinien in weiteren Betrieben geprüft. Danach werden die neuen Sorten vom Verein Kultursaat e.V. beim Bundessortenamt angemeldet. Bevor das Gemüse auf den Markt kommt, ist es aber ein weiter Weg. Es braucht mehrere Wachstumsgenerationen, bis eine Sorte entwickelt ist. Neben den üblichen Kriterien wie Größe, Form und Farbe entscheidet hier ganz besonders der Geschmack. Aufwändig und zeitintensiv ist die Arbeit: Manchmal spielt das Wetter nicht mit oder der Rapsglanzkäfer hat die Blütenknospen aufgegessen, wie einige Jahre zuvor bei den Calabrese-Brokkoli-Samen. Eine besondere Herausforderung ist es, die Widerstandsfähigkeit und Toleranz gegenüber Krankheiten wie dem Mehltau beim Salat zu entwickeln.

Was ist samenfest? Die Kulturpflanzenentwicklung ist ein weites Feld: Neben der Züchtungsforschung betreibt sie die Entwicklung neuer Sorten, die Anpassung an den Standort sowie den Erhalt samenfester Sorten. Alte Gemüsesorten sind noch samenfest. Sät man die aus dem Ausgangssaatgut gewonnenen Samen wieder aus, so zeigen die Pflanzen das gleiche einheitliche Erscheinungsbild wie im Vorjahr. Das ist bei Hybridsorten, die mittlerweile überwiegend angebaut werden, nicht mehr der Fall. Am Ende, wenn die Agraringenieurin zufrieden ist mit dem Gemüse, wird es als neue Sorte angemeldet. Zum Beispiel die Salatsorte„´Cindy`“. Außerdem im Angebot: Möhren, Porree, Kohlrabi, Kopfkohl, Mangold, Salat, Brokkoli, Zucchini und Radicchio.

Forschung gab Anstoß für Allmende Die Ziele des Projektes sind, in der Forschung neue Ansätze zur biologisch-dynamischen Züchtung zu entwickeln. Dies geschieht im Auftrag des Bad Nauheimer Vereins Kultursaat e.V. in Zusammenarbeit mit dem Demeterhof Gut Wulfsdorf. Auf Allmende ist dafür die ehemalige Schlosserei des AZW (Ausbildungszentrum Wulfsdorf) zur Forscherhalle umgebaut worden – finanziert durch den Allmende Wulfsdorf e.V. und eine Spende der Mercator-Stiftung. Die Saatgutforschung ist eng mit der Geschichte der Allmende verknüpft. In der Initiatorengruppe um einen Landwirt vom Demeterhof Gut Wulfsdorf bestand schon 1999 der Wunsch, ökologische Forschungsarbeit auf Allmende anzusiedeln. Damit sollte auch im norddeutschen Raum die Arbeit in ökologischen Zusammenhängen intensiviert werden. 2004 ist der Bereich Forschung in die Vereinssatzung des gemeinnützigen Vereins Allmende Wulfsdorf aufgenommen worden.